Einige MERKMALE des Extremismus
(1) der Anspruch auf einen exklusiven Zugang zur historisch-politischen Wahrheit; (2) eine fanatische Entschlossenheit, die aus der Überzeugung der absoluten Gültigkeit der eigenen Visionen stammt und die den Einsatz jeglicher Mittel rechtfertigt, und (3) das Ziel, die Welt - nach den eigenen ideologischen Vorstellungen - „wieder in Ordnung zu bringen“.
URSPRUNG
Die etymologische Konnotation (also die Wortherkunft) von Extremismus ist letzter, oder am entferntesten und stammt ab vom lateinischen Wort extremus.
ISLAMIStischer Extremismus
Der Begriff Islamistischer Extremismus bezeichnet islamistische Bewegungen bzw. Gruppierungen, die auch extremistische Züge aufweisen.
Islamismus vs. islamistischer extremismus
Die Kategorie Islamismus ist breiter und kann u.U. sogar demokratische Bewegungen beinhalten. Islamismus bezeichnet Ideologien
… mit einer starken antikolonialen beziehungsweise antiimperialistischen Ausrichtung … mit dem Ziel verbunden, islamische Staaten von nicht-muslimischer Einflussnahme zu befreien und möchte außerdem gesellschaftliche Kontrolle über Individuen erlangen sowie ihre Unterwerfung unter die festgelegten religiösen Regeln erreichen. Während sich Islamistinnen und Islamisten unterschiedlicher Richtungen über die groben Ziele der Bewegung relativ einig sind, unterscheiden sie sich massiv in der Wahl der Mittel, mit denen sie ihre Ziele erreichen wollen. Sie reichen von Erziehung, Agitation oder parlamentarischer Beteiligung ("Marsch durch die Institutionen") bis hin zu gewalttätigen Aufständen oder terroristischen Anschlägen. (Hakim und Behnam 2020)
Weiterführende Literatur zu DEFINITIONEN VON Islamismus und extremistischeN IslamismEN:
Islamismus, Salafismus, Dschihadismus: Hintergründe zur Historie und Begriffsbestimmung Hakim Fouad | Behnam Said
Salafismus, Islamismus, Dschihadismus – Differenzierung tut not! in Neosalafismus Handout Mathieu Coquelin | Jens Ostwaldt
ISLAMISMUS - was ist was?
Der mediale und politische Diskurs zu Islamismus und Terrorismus im deutschsprachigen Raum ist oft geprägt von Schlagworten. Deren Inhalte erschließen sich Außenstehenden oft nicht ohne Weiteres. So scheint das Verhältnis von Islamismus zu Salafismus oder von Salafismus zu Jihadismus mitunter ungeklärt. Die Vortragenden im Video links beleuchten dieses Verhältnis näher und geben einen Überblick über Definitionsfragen, historische Entwicklungen und aktuelle Debatten.
RECHTSEXTREMISMUS
ist ein Sammelbegriff für mehrere Ideologien bzw. Gruppierungen, wie z.B. (Neo-)Nazismus, (Neo-)Faschismus, Neue Rechte, alte Rechte, White Supremacism, Akzelerationismus etc., die ähnliche Ideen vertreten.
„Unter „Rechtsextremismus“ verstehen wir die Gesamtheit von Einstellungen, Verhaltensweisen und Aktionen, organisiert oder nicht, die von der rassisch oder ethnisch bedingten sozialen Ungleichheit der Menschen ausgehen, nach ethnischer Homogenität von Völkern verlangen und das Gleichheitsgebot der Menschenrechts-Deklarationen ablehnen, die den Vorrang der Gemeinschaft vor dem Individuum betonen, von der Unterordnung des Bürgers unter die Staatsräson ausgehen und die den Wertepluralismus einer liberalen Demokratie ablehnen und Demokratisierung rückgängig machen wollen. Unter „Rechtsextremismus“ verstehen wir insbesondere Zielsetzungen, die den Individualismus aufheben wollen zugunsten einer völkischen, kollektivistischen, ethnisch homogenen Gemeinschaft in einem starken Nationalstaat und in Verbindung damit den Multikulturalismus ablehnen und entschieden bekämpfen. Rechtsextremismus ist eine antimodernistische, auf soziale Verwerfungen industriegesellschaftlicher Entwicklung reagierende, sich europaweit in Ansätzen zur sozialen Bewegung formierende Protestform“ (Jaschke 2001, 30).
Weiterführende Literatur zuR DEFINITION VON RECHTSEXTREMISMUS:
Rechtsextremismus als politische und pädagogische Herausforderung Andi Peham
Was heißt eigentlich Rechtsextremismus? IDA Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V.
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit kann ein wichtiges Merkmal von Extremismus sein. “Das Konzept der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) beschreibt die Abwertung von Menschen aufgrund einer Gruppenzugehörigkeit. Wesentlich ist dabei die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und nicht das Individuum. Grundlage für die Abwertung ist eine Ideologie der Ungleichwertigkeit von Menschen” (Leuchtlinie o.J.). Das Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V. (IDA) aus Düsseldorf führt hierzu aus: „Das Konzept der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) lag einem zehnjährigen Forschungsprojekt des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld zugrunde, das von 2002 bis 2012 durchgeführt worden ist. Seit 2014 wird das Konzept in den alle zwei Jahre erscheinenden „Mitte-Studien“ der Friedrich-Ebert-Stiftung fortgeführt. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie Menschen mit unterschiedlicher sozialer, religiöser und ethnischer Herkunft sowie mit verschiedenen Lebensstilen in der deutschen Mehrheitsgesellschaft wahrgenommen werden und Projektionsfläche für feindselige Einstellungen sind. Gemeinsames Merkmal der untersuchten, anfänglich sieben, inzwischen 13 Facetten offener oder verdeckter Menschenfeindlichkeit ist die gesellschaftliche Konstruktion von Ungleichwertigkeit.“ (IDA)
Weiterführende Literatur:
Diskriminierung
Ähnlich wie Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist auch Diskriminierung ein zentrales Element von Extremismus. Zur Bestimmung des Begriffs folgen wir Andreas Foitzik (2019): „Der Begriff Diskriminierung bedeutet in seinem Wortsinn das Unterscheiden von Personengruppen - spezifischer: ein Unterscheiden, das Gruppen zu Gruppen macht, Hierarchien zwischen Gruppen herstellt und begründet und damit Menschen ausgrenzt und/oder benachteiligt.“ (Foitzik 2019, S.12)
Diskriminierende Praxen werden aus dieser sozialwissenschaftlichen Perspektive vorrangig als ein gesellschaftsstrukturell verankertes Phänomen verstanden und Personen als handlungsfähige Subjekte verstanden, welche sich aktiv in Beziehung setzen zu Strukturen sozioökonomischer, politischer und kultureller Privilegierung oder Benachteiligung. „Diskriminierungskritik fragt auf der Grundlage einer Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse, was Diskriminierung für die jeweiligen Lebenspraxen von Personen, ihre Integrität, ihre Möglichkeit der Selbst- und Mitbestimmung sowie ihren Zugang zu Arbeit, Wohnen oder Bildung bedeutet.“ (ebd.)